Luftdruck im Reifen Sommer/Winter Diskussionen mit erich#17

Technik und Tuning am Fahrwerk. Verbesserung des Fahrwerks durch Lenkungsdämpfer..., welchen Reifen...

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quaktia
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Luftdruck im Reifen Sommer/Winter Diskussionen mit erich#17

Beitrag von quaktia »

Hi, durch die ganzen Äußerungen zum Luftdruck ist glaub der rote Faden etwas verloren gegangen. Ich habe mir in der Mittagspause ein paar Gedanken zum Thema gemacht und möchte mal meine Sicht zum Thema Luftdruck im Reifen darstellen.

Immer wieder tauchen folgende Fragestellungen auf:

1) Luftdruck im Winter erhöhen oder absenken
2) Luftdruck im Sommer erhöhen oder absenken
3) Luftdruck auf der Rennstrecke ?

Ich möchte zunächst theoretisch auf die einzelnen Punkte eingehen und dann mit meinen Erfahrungen vergleichen.

Folgende Einflußgrößen beeinflussen die Fahreigenschaften bzw. die Haftung.

a) Formstabilität: Fürs Einlenken, die Auflagefläche (für Haftung wichtig), Unwucht bei schneller Fahrt.
b) Haftung: Für hohen Kurvenspeed und Beschleunigung
c) Fahrkönnen

Die Formstabilität hängt ab von Reifentyp, Fahrergewicht, Gummitemperatur (weich im Sommer und hart im Winter), Geschwindigkeitsniveau.

Die Haftung hängt ab von der Gummitemperatur und Mischung (Reifentyp), der Auflagefläche (Formstabilität und Reifenbreite -kontur), Fahrwerkseinstellung (Federbasis + Zug und Druckstufe)

Das Fahrkönnen ist eigentlich der wichtigste Punkt, wird aber hier nicht näher betrachtet.

Hat man sich nun für einen Reifentyp entschieden, kann man die Funktion des Reifens nur noch über die Fahrwerkseinstellung und den Luftdruck einstellen. Nehmen wir an man fährt immer das gleiche Setup des Fahrwerkes (ich weiß das ist Blödsinn) so bleibt nur noch der Luftdruck übrig !!!! Nur den möchte ich hier mal mit euch diskutieren.

Fahren auf der Landstraße:
1) Der Luftdruck hängt ab vom Fahrergewicht: Durch höheres Fahrergewicht ändert sich die Kontur des Reifens  generell etwas mehr Druck für die Formstabilität bei höherem Eigengewicht
2) Fahren im Winter: bei kalten Temperaturen etwas weniger Druck  mehr Walkarbeit damit der Reifen eine Mindesttemperatur erreicht. Die Formstabilität ist wegen der geringen Reifentemperatur auch bei geringerem Druck gewährleistet.
3) Fahren bei Normaltemperatur 10 °C < T < 25 °C: Der Reifen erreicht eine höhere Temperatur, während die Formstabilität durch das weichere Gummi etwas leidet.  Etwas mehr Druck im Reifen um beides etwas auszugleichen.
4) Fahren im Sommer T > 25 °C: Der Reifen erreicht eine noch höhere Temperatur, während die Formstabilität durch das weichere Gummi noch mehr abnimmt.  mehr Druck im Reifen um beides wieder auszugleichen.

Fahren auf der Autobahn: wegen Formstabilität bzw. dyn. Unwucht bei schneller Fahrt etwas höherer Druck als auf der Landstraße.


Man muß hier noch bedenken, daß der Luftdruck im kalten Reifen (vor der Fahrt) niedriger ist als im heißen Reifen (wegen der Ausdehnung der Luft während der Fahrt). Fahrt man häufig Kurzstrecke oder nur sehr langsam  Luftdruck etwas erhöhen, da der Druck während der Fahrt kaum ansteigt.

Auf der Rennstrecke ist der Druck etwas abzusenken, da über eine längere Zeit hohe Reibungskräfte auftreten. Der Reifen und die Luft im Reifen erreichen eine stationäre Endtemperatur, die deutlich höher ist als während einer normalen Fahrt mit Abkühlphasen (Ampel, Abbiegen, etc.). Bei langsameren Kursen mit vielen Kurven (Wärmeenergie durch Beschleunigen + Anbremsen) Druck vor der Fahrt stärker absenken als bei schnellen Kursen mit langen Geraden (bessere Kühlung bei schneller Fahrt)

Hierzu eine kleine Beispielrechnung aus der Thermodynamik:

Randbedingungen:
Reifen- bzw. Lufttemperatur vor der Fahrt = Umgebungstemperatur: 20 °C
d.h 293 Kelvin (bezogen auf den absoluten Nullpunkt - 273 °C)
Druck vor der Fahrt im Reifen = 2,5 bar (Angabe für Sollwert vieler Hersteller)

Temperatur des Reifens (Luft im Reifen) 60 °C (333 K) während der Rennstreckenfahrt

Ergebnis:

Es ergibt sich bei konstantem Luftvolumen im Reifen während der Fahrt ein Luftdruck im Reifen
von ca. 2,5bar *333/293 = 2,85 bar.

Viele Händler sagen man sollte 2,9 bar hinten fahren: Das gilt folglich nur bei langsamer Fahrt ohne starkes Beschleunigungen oder bei schneller Geradeausfahrt wegen der Formstabilität und der besseren Reifenkühlung. Nicht für schnelles Kurvengeheize mit Anbremsen und Beschleunigen.

Meine Empfehlung für Pirelli Supercorsa SC2

Ich benutze den Supercorsa, der bei 2,5 bar gut funktioniert.

Deshalb auf der Rennstrecke oder bei langer schneller und kurvenreicher Fahrt den Druck vor der Fahrt (kalter Reifen) so absenken bis (für mein Gewicht) der Druck während der Fahrt (Reifentemperatur z.B. 60 °C) bei 2,5 bar liegt.

Dies ergibt den Druck von 2,2 bar hinten, da 2,2*333/293 = 2,5 bar

Deshalb und weil es gut funktioniert fahre ich 2 - 2,2 bar auf Supercorsa SC 2

Bitte um viele Erfahrungen Zwecks Vergleich Theorie/Praxis



Ciao Andre
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